Verstauchung (Distorsion): Schnell und richtig behandeln
Verstauchungen zählen zu den häufigen Verletzungen im Alltag, Menschen aller Altersgruppen und Lebenssituationen können betroffen sein. Ob beim Sport, bei der Hausarbeit oder einfach beim Gehen – Verstauchungen können schnell entstehen. Die Auslöser reichen von ungeschickten Bewegungen über Sportunfälle bis hin zu alltäglichen Aktivitäten.
Erfahren Sie in unserem Beitrag mehr über mögliche Ursachen, Symptome und Behandlungsmaßnahmen. Mit der richtigen Handhabung finden Sie schnell in Ihren Alltag zurück und wissen, bei welchen Anzeichen ein Arztbesuch empfehlenswert ist.
Was ist eine Verstauchung?
Eine Verstauchung tritt auf, wenn die Bänder, die unsere Knochen miteinander verbinden, überdehnt oder gerissen sind. Bänder sind faserige Gewebe, die Gelenke stabilisieren und deren Bewegung kontrollieren. Eine Verstauchung kann durch plötzliche Überdehnung, Verdrehung oder eine starke Belastung eines Gelenks verursacht werden.
Typische Symptome einer Verstauchung sind Schmerzen, Schwellung, Blutergüsse und eine eingeschränkte Beweglichkeit im betroffenen Bereich. Besonders häufig ist das Sprunggelenk von einer Verstauchung (Knöchelverstauchung) betroffen.
Verstauchungen können in III Grade eingeteilt werden, abhängig von der Schwere der Bänderverletzung1:
- Grad I: Leichte Überdehnung der Bänder, ohne Riss. Es kommt zu leichten Schmerzen und Schwellungen.
- Grad II: Mäßiger Riss der Bänder mit spürbaren Schmerzen, stärkerer Schwellung und möglicherweise verminderter Gelenkbeweglichkeit.
- Grad III: Vollständiger Riss der Bänder, was zu starken Schmerzen, erheblicher Schwellung und erheblicher Instabilität des Gelenks führt.
Gut zu Wissen
Im englischen Sprachraum wird die PECH-Regel auch als RICE-Methode bezeichnet: Ruhe (Rest), Eis (Ice), Kompression (Compression) und Hochlagerung (Elevation).2Sie zählt zu den wichtigsten Erste Hilfe-Maßnahmen bei Verstauchungen und umfasst folgende Punkte:
- P = „Pause“ (Pause einlegen und betroffenen Körperteil ruhen lassen.)
- E = „Eis“ (Die Kühlung soll schmerzlindernd wirken und Schwellungen reduzieren, dabei sollten beispielsweise Kühlpads vorher in ein Tuch gewickelt werden, bevor sie auf die Haut gelegt werden.)
- C = „Compression“ (Ein elastischer Druckverband vermindert die Blutzufuhr, wirkt einer Schwellung entgegen und soll sich positiv auf die Entzündungsreaktion auswirken.)
- H = „Hochlagern“ (Verhindert weitere Schwellungen oder Einblutungen.)
Verstauchung oder Prellung – die Unterschiede
Verstauchungen und Prellungen sind beide Verletzungen des muskuloskelettalen Systems, aber sie betreffen unterschiedliche Strukturen und haben unterschiedliche Ursachen. Hier sind die Hauptunterschiede zwischen Verstauchungen und Prellungen:
- Betroffene Strukturen:
- Verstauchung: Eine Verstauchung tritt auf, wenn die Bänder, die Knochen miteinander verbinden, überdehnt oder gerissen sind.
- Prellung: Eine Prellung (auch als Kontusion bekannt) tritt auf, wenn Blutgefäße in der Haut und den darunter liegenden Geweben durch einen Stoß oder Schlag verletzt werden, was zu Blutungen und Blutergüssen führt.
- Ursachen:
- Verstauchung: In der Regel durch plötzliche Überdehnung, Verdrehung oder übermäßige Belastung eines Gelenks verursacht.
- Prellung: Verursacht durch direkte Traumata, wie Schläge, Stöße oder Stürze.
- Symptome:
- Verstauchung: Schmerzen, Schwellung, Blutergüsse, Wärmeempfindlichkeit, Rötung und eingeschränkte Beweglichkeit im betroffenen Gelenk.
- Prellung: Schmerzen, Schwellung, Blutergüsse und Verfärbungen der Haut an der betroffenen Stelle sowie eingeschränkte Beweglichkeit.
- Diagnose:
- Verstauchung: Wenn nötig können bildgebende Verfahren eine Verstauchung bestätigen.
- Prellung: Die Diagnose erfolgt aufgrund der Anamnese (Krankengeschichte) und der körperlichen Untersuchung. Bildgebung ist normalerweise nicht erforderlich, es sei denn, es gibt Anzeichen für schwere Verletzungen.
- Behandlung:
- Verstauchung: Die Behandlung umfasst die RICE-Methode (Ruhe, Eis, Kompression, Hochlagerung), Schmerzmittel und möglicherweise physiotherapeutische Maßnahmen.
- Prellung: Die RICE-Methode wird ebenfalls angewendet, um Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren. Bei Bedarf können schmerzlindernde Medikamente eingenommen werden.
Symptome einer Verstauchung
Auch die Symptome einer Verstauchung können je nach Schweregrad der Verletzung variieren. Hier sind allgemeine Symptome aufgelistet, die bei einer Verstauchung auftreten können:
- Schmerzen: Die betroffene Stelle ist oft schmerzhaft, insbesondere bei Bewegung oder Druck.
- Schwellung: Es kommt zu einer Schwellung im Bereich der Verstauchung aufgrund von Gewebsflüssigkeitsansammlung.
- Bluterguss: Blutergüsse (blaue oder violette Verfärbungen) können auftreten, da kleine Blutgefäße in der verletzten Region geschädigt werden.
- Bewegungseinschränkung: Die Verstauchung kann die normale Beweglichkeit des betroffenen Gelenks oder Bereichs beeinträchtigen.
- Wärmeempfindlichkeit: Die betroffene Stelle kann aufgrund von Entzündungsreaktionen wärmer als der umgebende Bereich sein.
- Rötung: Rötung der Haut kann auftreten, insbesondere wenn Entzündungen im Bereich der Verstauchung vorliegen.
Verstauchung Diagnose
Die Diagnose einer Verstauchung erfolgt in der Regel durch eine Kombination von klinischer Untersuchung, Anamnese (Krankengeschichte) und möglicherweise bildgebenden Verfahren. Hier sind einige Aspekte der Diagnostik bei einer Verstauchung:
- Klinische Untersuchung:
- Der Arzt wird den betroffenen Bereich gründlich untersuchen, um Schwellungen, Blutergüsse, Verformungen und Anzeichen von Instabilität zu identifizieren.
- Der Patient wird nach den Umständen der Verletzung befragt, um festzustellen, wie es zu der Verstauchung gekommen ist.
- Anamnese:
- Der Arzt wird Fragen stellen, um die genauen Symptome zu verstehen, die der Patient erlebt, und um mögliche Vorerkrankungen oder vorherige Verletzungen zu ermitteln.
- Informationen über den Verlauf der Symptome, die Intensität der Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind wichtig.
- Bildgebende Verfahren:
- Ultraschalluntersuchung: Mittels Ultraschalluntersuchung kann der Arzt Bänder und Gelenke beurteilen.
- Röntgenaufnahmen: Obwohl Röntgenbilder keine Bänder sichtbar machen, können sie dazu dienen, Knochenverletzungen oder Frakturen auszuschließen, die bei schweren Verletzungen mit Verstauchungen einhergehen können.
- Magnetresonanztomographie (MRT): MRT-Scans können detaillierte Bilder von Weichteilstrukturen wie Bändern und Muskeln liefern. Dieses Verfahren kann helfen, den Schweregrad einer Bänderverletzung zu beurteilen.
In den meisten Fällen ist keine bildgebende Diagnostik erforderlich, insbesondere wenn die Symptome leicht sind und die klinische Untersuchung ausreichend ist. In einigen Fällen kann der Arzt jedoch zur genaueren Beurteilung und Planung der Behandlung Bildgebungstechniken einsetzen.
Erste Hilfe bei einer Verstauchung
Die Erste Hilfe bei einer Verstauchung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, Schwellungen zu reduzieren und die Heilung zu fördern. Hier sind die Schritte, die Sie bei einer Verstauchung als Erste Hilfe-Maßnahmen durchführen können, basierend auf der PECH-Regel:
- Pause:
- Vermeiden Sie jegliche Belastung. Das betroffene Gelenk sollte geschont werden, um weitere Schäden zu vermeiden.
- Bei Bedarf Unterstützung durch eine Schiene, einen Verband oder Krücken, um die Ruhe des verstauchten Bereichs zu gewährleisten.
- Eis:
- Tragen Sie direkt nach der Verstauchung Eis auf den betroffenen Bereich auf. Das Eis sollte in ein sauberes Tuch oder einen Beutel gewickelt und für etwa 15-20 Minuten auf den betroffenen Bereich aufgelegt werden.
- Das Eis bitte nicht direkt auf die Haut auflegen, um Erfrierungen zu vermeiden. In den ersten 24 Stunden kann dies gerne alle 2-3 Stunden wiederholt werden.
- Kompression (Compression):
- Wickeln Sie einen elastischen Verband um den verstauchten Bereich, um die Schwellung zu reduzieren. Achten Sie darauf, den Verband nicht zu fest anzulegen, um die Blutzirkulation nicht zu beeinträchtigen.
- Eine Kompressionsbandage kann auch helfen, das Gelenk zu stabilisieren.
- Hochlagerung:
- Heben Sie den verstauchten Bereich an, um die Blutzirkulation zu verbessern und die Schwellung zu verringern. Ideal ist es, den betroffenen Bereich über Herzhöhe zu positionieren.
- Wenn möglich, legen Sie den verstauchten Fuß oder das verstauchte Bein auf ein Kissen oder eine erhöhte Oberfläche.
- Vorsicht: Eine Beinhochlagerung ist bei Herzerkrankungen oder Durchblutungsstörungen nicht geeignet. Halten Sie bitte Rücksprache mit einem Arzt.
Behandlung und Vorbeugung bei Verstauchung
Die Behandlung einer Verstauchung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, Schwellungen zu reduzieren, die Beweglichkeit wiederherzustellen und eine vollständige Genesung zu fördern. Die Therapie hängt vom Schweregrad der Verstauchung ab.
Neben der Berücksichtigung der Erste-Hilfe-Maßnahmen sind schmerz- und entzündungshemmende Medikamente empfehlenswert. Hier sind in erster Linie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs) zu nennen, die auch äußerlich aufgetragen werden können.
Es stehen Arzneimittel mit den Wirkstoffen Diclofenac, Ibuprofen und Piroxicam für die Selbstmedikation zur Verfügung. Klinische Untersuchungen belegen die spürbare Schmerzlinderung und Entzündungshemmung topisch aufzutragender Schmerzmittel wie Ibuprofen3 oder Diclofenac3,4.
Mit dem DicloSpray steht außerdem ein Schmerzspray* zur Verfügung, das für unterwegs geeignet und leicht an schwer erreichbaren Körperstellen anzuwenden ist.
Unter den pflanzlichen Arzneimitteln werden Arnika und Beinwell-Extrakt schmerzlindernde, entzündungshemmende und abschwellende Eigenschaften zugesprochen. Je nach Schwere der Verstauchung kann der Einsatz von Bandagen, Schienen oder Krücken notwendig sein, um die betroffene Region zu stabilisieren und die Belastung zu minimieren.
Bei mittelschweren bis schweren Verstauchungen kann Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. Der Physiotherapeut kann spezielle Übungen und Techniken empfehlen, um den Genesungsprozess zu beschleunigen und weiteren Einschränkungen vorzubeugen.
Frühzeitige und angemessene Maßnahmen können den Heilungsprozess positiv beeinflussen und Komplikationen vorbeugen.
Typische Hausmittel bei Verstauchung
Es gibt eine Vielzahl an Hausmitteln, die traditionell zur Linderung von Beschwerden bei Verstauchungen verwendet werden. Nicht alle diese Mittel werden durch umfassende wissenschaftliche Studien gestützt, einige Hausmittel basieren auf Erfahrung und traditioneller Anwendung. So werden beispielsweise Pflanzenextrakte wie Rosmarin, Kampfer und Menthol eingesetzt.
Genesungszeit einer Verstauchung
Die Genesungszeit einer Verstauchung variiert je nach Schweregrad der Verletzung, der betroffenen Region und der angewendeten Behandlung. Hier sind grobe Richtwerte für die Genesungszeiten bei Verstauchungen:
- Leichte Verstauchung (Grad I):
- Bei leichten Verstauchungen, bei denen die Bänder überdehnt sind, kann die Genesungszeit in der Regel etwa 1 bis 3 Wochen betragen.
- Maßnahmen der PECH-Regel und schmerzlindernde Medikamente können zur schnelleren Erholung beitragen.
- Mittelschwere Verstauchung (Grad II):
- Mittelschwere Verstauchungen mit teilweisem Riss der Bänder können länger dauern, oft etwa 3 Wochen bis mehrere Monate, abhängig von der Schwere der Verletzung.
- Neben der Erste-Hilfe-Maßnahmen können physiotherapeutische Übungen erforderlich sein, um die Beweglichkeit zu verbessern und die Stabilität wiederherzustellen.
- Schwere Verstauchung (Grad III):
- Schwere Verstauchungen mit vollständigem Riss der Bänder können Wochen bis Monate oder sogar länger zur Heilung benötigen.
- Die Behandlung kann komplexer sein und kann eine engere Zusammenarbeit mit einem Arzt oder Physiotherapeuten erfordern.
Während der Genesungszeit ist es entscheidend, die Anweisungen des Arztes oder Physiotherapeuten zu befolgen, wenn nötig regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen und keine übermäßige Belastung auf den verletzten Bereich auszuüben.
Eine zu schnelle Rückkehr zu normalen Aktivitäten kann den Heilungsprozess verzögern oder das Risiko von Folgeverletzungen erhöhen.
Wann zum Arzt?
Es gibt bestimmte Anzeichen und Symptome bei einer Verstauchung, die darauf hinweisen können, dass eine ärztliche Untersuchung notwendig ist. Hier sind einige Situationen, in denen es ratsam ist, sofort einen Arzt aufzusuchen:
- Starke Schmerzen: Wenn die Schmerzen unerträglich sind oder nicht durch übliche Schmerzmittel gelindert werden können, ist eine ärztliche Bewertung erforderlich.
- Starke Schwellung und Blutergüsse: Eine übermäßige Schwellung und ausgeprägte Blutergüsse können auf eine schwerere Verstauchung oder eine andere Verletzung hinweisen, die ärztliche Aufmerksamkeit erfordert.
- Instabilität des Gelenks: Wenn das betroffene Gelenk instabil ist oder der Eindruck besteht, dass es nicht richtig unterstützt wird, sollte dies ärztlich abgeklärt werden.
- Unfähigkeit, Gewicht zu tragen oder zu bewegen: Wenn es unmöglich ist, den verletzten Bereich zu belasten oder zu bewegen, kann dies auf eine schwerwiegendere Verletzung hindeuten und erfordert eine medizinische Untersuchung.
- Verdacht auf Knochenbruch: Wenn der Verdacht auf einen begleitenden Knochenbruch besteht, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Dies kann durch Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren bestätigt werden.
- Symptome von Infektion: Wenn Anzeichen einer Infektion auftreten, wie anhaltende Rötung, Schwellung, Fieber oder Ausfluss aus der Wunde, sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
- Vorerkrankungen: Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, wie Diabetes, die die Wundheilung beeinträchtigen können, sollten bei Verletzungen besonders vorsichtig sein und im Zweifelsfall ärztlichen Rat einholen.
Generell gilt, dass bei Unsicherheiten bezüglich der Schwere der Verletzung oder wenn die Symptome trotz Selbstbehandlung nicht abklingen, ein Arzt konsultiert werden sollte. Eine frühzeitige ärztliche Bewertung kann dazu beitragen, Komplikationen zu vermeiden und einen angemessenen Behandlungsplan zu erstellen, um die Genesung zu fördern.
Wir wünschen Ihnen alles Gute und eine schnelle Genesung.
Stand: 04.2024
Quellenangaben:
- 1. IQWiG – Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hrsg.) (05.2022). Sprunggelenkverstauchung. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/sprunggelenkverstauchung.html. Abgerufen am 15.01.2024.
- 2. PTA – Die PTA in der Apotheke (Hrsg.) (09.2022). Umgeknickt, hingefallen, gestoßen – Akutversorgung nach der PECH-Regel. Online verfügbar unter: https://www.diepta.de/fileadmin/PTA/PDF/Artikel-PDFs/2022/09-2022/PTA-Fortbildung-Muskelbeschwerden-Poster-DIN-A3.pdf. Abgerufen am 15.01.2024.
- 3. Rall, B. (02.2023). Bewegungsschmerzen wegschmieren, -kleben oder -sprühen. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/01/28/bewegungsschmerzen-wegschmieren-kleben-oder-spruehen. Abgerufen am 15.01.2024.
- 4. Efe T, Sagnak E, Roessler PP, Getgood A, Patzer T, Fuchs-Winkelmann S, Peterlein CD, Schofer MD. Penetration of topical diclofenac sodium 4 % spray gel into the synovial tissue and synovial fluid of the knee: a randomised clinical trial. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2014 Feb;22(2):345-50. doi: 10.1007/s00167-013-2408-0. Epub 2013 Jan 22. PMID: 23338668.