Gelenkschmerzen: Ursachen, Behandlung und Tipps
Leiden Sie unter Schmerzen in den Knien, Fingern, Schultern, im Rücken, Nacken, in der Hüfte oder am gesamten Körper? Sie sind nicht allein mit Gelenkschmerzen. Im Jahr 2016 hatte über die Hälfte der Deutschen schmerzende Gelenke.
Gelenkbeschwerden gehören weltweit zu den häufigsten Ursachen für Einschränkungen im Alltag, wobei Knie, Hüfte und Schulter häufiger betroffen sind, insbesondere bei Frauen.1 Im folgenden Beitrag finden Sie umfassende Informationen über mögliche Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Tipps, was Sie selbst gegen Gelenkschmerzen tun können.
Gelenkschmerzen: Übersicht
Ursachen und Arten: Gelenkschmerzen können u. a. durch Verschleiß (Arthrose), Entzündungen (Arthritis), Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Verletzungen, virale und bakterielle Infektionen oder hormonelle Veränderungen verursacht werden.
Weitere Klassifikationen: Gelenkbeschwerden können nicht nur nach Ursachen eingeteilt werden, sondern auch nach Beginn und Dauer (akut, subakut und chronisch), der Anzahl der betroffenen Gelenke, dem Schmerzmuster (nachts, bei Bewegung, in Ruhe usw.), der Verteilungsmuster (kleine Gelenke, große Gelenke oder Fingerendgelenke) und der Intensität.
Symptome: Neben Schmerzen, die bohrend, stechend oder reibend sein können, treten häufig auch eingeschränkte Beweglichkeit, Schwellung, Rötung und Gelenkknacken auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen? Ein Arztbesuch ist dringend zu empfehlen, wenn zusätzliche Beschwerden wie Fieber, Schwellungen, Rötungen oder Wärmeentwicklung auftreten.
Diagnose: Bei der Untersuchung werden Ihnen Fragen gestellt, das Gelenk wird abgetastet, die Beweglichkeit überprüft und bei Bedarf weitere Untersuchungen durchgeführt, um die richtige Diagnose zu stellen.
Hilfe und Vorbeugung: Neben der Einnahme von Schmerzmitteln spielen Normalgewicht, regelmäßige gelenkschonende Bewegung/ Sportarten, Entspannung und eine gesunde Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Linderung von Schmerzen. Darüber hinaus können Sie nach ärztlicher Abklärung auch Hausmittel wie Kompressen oder mobilisierende Übungen nutzen.

Ein einzelnes oder alle Gelenke schmerzen plötzlich
Gelenkschmerzen (Arthralgie) umfassen jegliche Formen von Schmerzen, die in einem Gelenk auftreten.2 Ein Gelenk besteht aus mindestens zwei Knochen, einer Knorpelschicht, einem mit Flüssigkeit gefüllten Gelenkspalt und einer Gelenkkapsel.3
Wichtiger Hinweis
Alle Gelenke schmerzen plötzlich? Dann ist ein Besuch beim Hausarzt sinnvoll. Mit Hilfe geeigneter Untersuchungen sollen so Grunderkrankungen, die mit schmerzenden Gelenken einhergehen können, rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Mit einer schnellen und gesicherten Diagnose können Sie den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und zu einer Heilung bzw. Linderung der Beschwerden beitragen.
Klassifizierung von Gelenkschmerzen
Der Schmerz kann teilweise auch in andere Bereiche ausstrahlen. Er kann sowohl von den Gelenken selbst als auch von Muskeln, Sehnen, Bändern, Schleimbeuteln, Knochen oder einer Kombination dieser Faktoren herrühren. Die folgenden Kriterien helfen bei der Einteilung von Gelenkschmerzen.
Einteilungskriterien von Gelenkschmerzen4:
- Beginn und Dauer: Handelt es sich um akute Schmerzen, die innerhalb weniger Stunden aufgetreten sind, subakute Schmerzen, die wenige Tage anhalten, oder chronische Schmerzen, die Wochen bis Monate andauern?
- Anzahl: Wie viele Gelenke sind betroffen? Ist es ein einzelnes Gelenk (monoartikulär), zwei bis vier Gelenke (oligoartikulär) oder mehr als vier Gelenke (polyartikulär)?
- Schmerzrhythmus: Wann treten die Schmerzen auf? Sind sie nachts, in Ruhe, beim Anlaufen oder am Morgen stärker?
- Verteilungsmuster: Wo genau sind die Schmerzen lokalisiert? Bezieht sich der Schmerz ausschließlich auf das Gelenk oder strahlt er in das umliegende Gewebe aus?
- Intensität: Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkste vorstellbare Schmerzen)?5
- Ursache: Sind die Schmerzen beispielsweise auf mechanische, entzündliche oder hormonelle Ursachen zurückzuführen?
Ursachen von Gelenkschmerzen
Um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten, ist es entscheidend, die Ursache der Gelenkschmerzen zu identifizieren. Bei den meisten Menschen sind Arthrose oder Rheuma die Hauptauslöser1 für ihre Schmerzen, aber es gibt auch viele andere mögliche Gründe.
Mechanische Ursachen:
Die häufigste Gelenkerkrankung weltweit ist die Knorpelabnutzung (Arthrose). Etwa 18 % der deutschen Erwachsenen sind davon betroffen.6
Ab dem Alter von 65 Jahren kann bei fast der Hälfte der Frauen (48,1 %) und bei knapp einem Drittel der Männer (31,2 %) Arthrose diagnostiziert werden, und die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter an. Allerdings kann diese degenerative Gelenkerkrankung auch schon in jüngeren Jahren auftreten. Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht, Fehl- oder Überbelastung, Fehlbildungen, Fehlstellungen, Verletzungen sowie unzureichende oder übermäßige körperliche Aktivität.6
Traumatische Ursachen:
Zu diesen Ursachen zählen Verletzungen wie Verstauchungen, Verrenkungen, Überdehnungen oder andere äußere Einwirkungen. Sie gehen häufig mit zusätzlichen Symptomen wie Blutergüssen, verletzten Bändern, Sehnen, Knochen, Muskeln oder Schleimbeutelverletzungen einher.
Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für entzündliche Ursachen4:
- Rheuma (rheumatoide Arthritis): Dies ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung hierzulande. Sie ist oft chronisch und gekennzeichnet durch schmerzende Gelenke, Morgensteifigkeit und Schwellungen in den Fingern und Handgelenken.
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Die mit Flüssigkeit gefüllten Säckchen, die uns zum Beispiel am Knie oder Ellenbogen schützen, können sich entzünden.
- Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis): Im Verlauf der Schuppenflechte können sich die Symptome häufig auch auf die Gelenke ausbreiten. Die Betroffenen entwickelt im Laufe der Zeit eine Gelenkentzündung, die als Psoriasis-Arthritis bezeichnet wird.
- Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis): Bei dieser chronisch-rheumatischen Entzündung versteift sich vor allem die Wirbelsäule. Sie kann auch Entzündungen in anderen Gelenken verursachen.
- Gicht: Diese Stoffwechselerkrankung geht mit Gichtanfällen einher, bei denen Gelenke innerhalb weniger Stunden aufgrund von Harnsäurekristallen anschwellen und schmerzen.
- Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können mit einer Beteiligung der Gelenke einhergehen.7
Virale und bakterielle Infektionen4:
Nicht nur Infektionen wie das Epstein-Barr-Virus, Influenza oder eine Infektion mit dem Coronavirus können zu schmerzenden Gelenken führen. Hier sind einige weitere Beispiele:
- Bakterielle Gelenkentzündung (bakterielle Arthritis): Dieser Begriff umfasst alle Gelenkentzündungen, die durch Bakterien verursacht werden.
- Borreliose (Lyme-Arthritis): Die Bakterien werden von Zecken übertragen. Betroffen sein können Haut, Nervensystem, Gelenke und Herz.
- Reaktive Arthritis (Morbus Reiter): In einigen Fällen tritt diese Art der Arthritis als Folge einer Infektion der Harnröhre, des Magen-Darm-Trakts oder der Bindehaut auf.
- Rheumatisches Fieber: Diese Entzündung, verursacht durch Streptokokken, tritt Tage bis Wochen nach einer nicht mit Antibiotika behandelten Infektion im Nasen-Rachenraum auf.
Empfindlichkeit der Gelenke:
Einige Menschen reagieren empfindlich auf Wetterumschwünge wie Föhn oder Regen, was zu Schmerzen oder Steifheit in den Gelenken führen kann.8
Hormonelle und medikamentöse Auslöser:
Gelenkschmerzen können auch durch hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren sowie durch die Einnahme bestimmter Medikamente auftreten.9
Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft

Für Gelenkschmerzen in der Schwangerschaft gibt es verschiedene Ursachen. Insbesondere spielen Veränderungen des Hormonhaushaltes eine wichtige Rolle. Sie führen beispielsweise zu Wassereinlagerungen und zu einer Lockerung der Bänder. Dies kann ebenfalls zu Schmerzen, Verspannungen und Bewegungseinschränkungen führen.
Die Gewichtszunahme durch das heranwachsende Baby ist zudem häufig für Beschwerden des unteren Rückenbereiches verantwortlich. Aber auch die Gelenke können durch das Gewicht, Wassereinlagerungen und durch Veränderungen der Haltung in Mitleidenschaft gezogen werden. Für Schwangere ist in jedem Fall eine ärztliche Abklärung ratsam.4
Gelenkschmerzen in den Wechseljahren
Etwa zwei Drittel der Frauen erleben während der hormonellen Umstellung verschiedene Symptome, zu denen auch Gelenkschmerzen gehören können. Um festzulegen, ob eine konservative oder medikamentöse Behandlung während der Wechseljahre in Betracht kommt, ist es am besten, sich mit einem Experten zu beraten.9
Symptome von Gelenkschmerzen
Gelenkschmerzen können sich auf vielfältige Weise äußern und oft mit anderen Symptomen einhergehen. Betroffene berichten häufig von bohrenden, stechenden, brennenden, ziehenden oder reibenden Schmerzen.
Weitere charakteristische Symptome sind Geräusche wie Knacken, eingeschränkte Beweglichkeit oder vollständiger Verlust der Flexibilität, insbesondere nach Ruhephasen, ein empfundenes Knirschen im Gelenk, Druckempfindlichkeit, Kribbeln, Schwellungen, Rötungen, Überwärmung und Taubheit.10
Muskel- und Gelenkschmerzen:
Muskuloskelettale Schmerzen, bei denen Muskeln und Gelenke betroffen sind, sind weltweit die häufigste Ursache für Einschränkungen im Alltag. Bei anhaltenden Problemen sollten Grunderkrankungen wie eine rheumatoide Arthritis, Osteoporose, Myositis oder Infektionen ausgeschlossen werden, die mit Gelenkbeschwerden einhergehen können.11
Schmerzen in den Fingergelenken:
Schmerzen in den Fingergelenken können auf verschiedene Ursachen wie Rheuma, Arthrose oder Gicht zurückzuführen sein. Wenn nur ein einzelnes Fingergelenk betroffen ist und nicht mehrere, könnte eine Überdehnung oder ein Kapselriss die Ursache sein.
Gelenkschmerzen in der Hand:
Wenn die Hand oder das Handgelenk schmerzt, kann dies auf eine frühere Verletzung, Abnutzung, Entzündung, muskuläre Probleme oder andere Ursachen zurückzuführen sein.
Gelenkschmerzen am gesamten Körper:
Wenn Sie Gelenkschmerzen im gesamten Körper oder in vielen Gelenken (polyartikulär) haben, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dies ermöglicht eine Abklärung, ob die Beschwerden beispielsweise durch eine Infektion wie Grippe oder rheumatisches Fieber, eine hormonelle Veränderung oder eine Form von Arthritis verursacht werden.
Wenn Gelenkschmerzen den gesamten Körper betreffen, deutet dies häufig auf einen Entzündungsprozess hin. Dieser kann in der Regel mit Medikamenten behandelt werden und kann durch eine entzündungshemmende Ernährung unterstützt werden.4
Diagnose von Gelenkschmerzen
In einem Gespräch werden zunächst erste Fragen geklärt, die schon einmal eine grobe Orientierung bieten. Als Patient können Sie dazu beitragen, indem Sie die schmerzenden Stellen genau angeben und das Schmerzempfinden präzise beschreiben. Zum Beispiel können stechende, punktuelle Schmerzen bei bestimmten Bewegungen in einem einzelnen Gelenk auf andere Ursachen hinweisen als ein weitreichender Ruheschmerz in mehreren Gelenken.
Folgende Fragen könnten Ihnen gestellt werden:
- Wann und unter welchen Umständen treten die Schmerzen auf?
- Welche Gelenke sind betroffen und wie viele?
- Haben Sie weitere Beschwerden?
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 0 bis 10 und sind sie akut oder chronisch?
- Welche Faktoren lindern oder verstärken die Schmerzen?
Bei Bedarf werden die entsprechenden Gelenke abgetastet, um beispielsweise Schwellungen festzustellen. Darüber hinaus können verschiedene Bewegungsabläufe durchgeführt werden, um die Mobilität des betroffenen Gelenks zu überprüfen.
In einigen Fällen können Untersuchungen der Haut und des Blutes sowie weiterführende bildgebende Diagnostik wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich sein, um genauere Erkenntnisse zu erlangen.4 Diese Untersuchungen helfen, eine präzise Diagnose zu stellen.
Wann mit Gelenkschmerzen zum Arzt?
Es ist ratsam, sofort ärztlichen Rat einzuholen, wenn Gelenkschmerzen plötzlich auftreten oder von weiteren Symptomen wie Fieber, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen oder Erkältungssymptomen begleitet werden. Ebenso sollte ein Arztbesuch unmittelbar nach einem Unfall erfolgen oder wenn das schmerzende Gelenk zusätzlich eingeschränkte Beweglichkeit, Rötung oder Schwellung aufweist.4

Wenn die Schmerzen über mehrere Wochen anhalten und chronisch sind, ist es ebenfalls empfehlenswert, ärztlichen Rat einzuholen, insbesondere wenn der Auslöser unklar ist. Bitte informieren Sie Ihren Arzt gegebenenfalls über Medikamente, die Sie einnehmen.
Tipps zur Vorbeugung und Behandlung
Um Gelenkschmerzen zu behandeln und vorzubeugen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Sie als Patient ergreifen können. Hier sind einige Tipps für den Alltag, die Ihnen helfen können:
- Regelmäßige Bewegung: Durch regelmäßige körperliche Aktivität können Sie die Stärkung der Muskeln und die Beweglichkeit der Gelenke unterstützen.1 Dabei sollten Sie jedoch auf schonende Sportarten und Bewegungsformen achten, die Ihre Gelenke nicht übermäßig belasten. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Schwimmen und Aqua-Fitness.12 Auch Fahrrad fahren, Nordic Walking, Wandern, Tanzen, Yoga, Pilates, Tai-Chi, Skilanglauf und Golf eignen sich gut.13
- Gezieltes, individuell angepasstes Krafttraining: Durch ein gezieltes Training der Muskulatur können Sie Ihren Bewegungsapparat effektiv vor Gelenkerkrankungen wie Osteoporose, Hüft- oder Kniearthrose schützen. Es ist nachgewiesen, dass starke Muskeln eine wichtige Rolle bei der Prävention von Gelenkproblemen spielen.14 Vermeiden Sie gelenkbelastende Sportarten, wenn möglich. Es ist empfehlenswert abzuwägen, ob Aktivitäten wie Skifahren, Joggen, intensives Gewichtheben oder Ballsportarten mit schnellen Richtungswechseln für Sie geeignet sind. Möglicherweise können sanftere Alternativen gefunden werden, die weniger belastend für die Gelenke sind.13
- Gewichtsmanagement: Ein normales Körpergewicht zu halten oder Übergewicht abzubauen1 kann eine erhebliche Entlastung für die Gelenke bedeuten. Übergewicht kann den Verlauf einer Arthrose nachhaltig beeinflussen.15
- Richtiges Training: Sprechen Sie mit einem Fachmann (z. B. einem Physiotherapeuten oder Sporttrainer), um individuell angepasste Übungen und Bewegungsabläufe zu erlernen, die Ihre Gelenke schonen und stärken.
- Ergonomie: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes und Ihrer häuslichen Umgebung, um Belastungen und Fehlhaltungen zu minimieren.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Die Anwendung von Wärme (z. B. warme Bäder, Wärmepackungen) oder Kälte (z. B. Eisbeutel) kann zur Linderung von Gelenkschmerzen beitragen. Im akuten Entzündungsschub wird eher Kälte empfohlen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen ist, kann zur Gesundheit Ihrer Gelenke beitragen. Ungesunde Fettsäuren wie z. B. Arachidonsäure aus tierischen Fetten und Fastfood können hingegen Entzündungen begünstigen und sollten gemieden werden.16
- Schmerzlindernde Medikamente: Bei Schmerzen am Bewegungsapparat werden vor allem sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) aus der Apotheke eingesetzt. Dabei handelt es sich um Schmerzmittel, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken. Diclofenac und Ibuprofen gehören zu den Mitteln der Wahl, um Gelenkschmerzen zu behandeln. NSAR gibt es in Tabletten-, aber auch in Spray-, Gel und Cremeform. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt: Schmerztherapie-Verfahren mit NSAR-haltigen Präparaten zur lokalen Anwendung wirken genauso effektiv wie Schmerztabletten, haben jedoch wesentlich weniger Nebenwirkungen. Paracetamol ist in diesem Fall nicht geeignet.17
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Maßnahmen je nach individueller Situation und Ursache der Gelenkschmerzen variieren können. Konsultieren Sie daher immer Ihren Arzt, um eine geeignete Behandlung zu erhalten, die auf Ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Hausmittel zur Linderung von Gelenkschmerzen
Es gibt verschiedene Hausmittel, die bei Gelenkschmerzen Linderung verschaffen können. Neben einer ärztlichen Konsultation können Sie in vielen Fällen folgende Anwendungen ausprobieren18,19:
- Wärmflaschen, Körnerkissen, Saunagänge und wohltuende Bäder wirken durchblutungsfördernd und können somit Schmerzen lindern.
- Kohlwickel aus Wirsing oder Weißkohl enthalten Flavonoide und können bei Arthrose angewendet werden.
- Bockshornklee-Wickel mit Linol- und Linolensäure können wärmend wirken und werden von Rheumapatienten gerne genutzt.
- Kümmel-Essig-Wickel können ebenfalls durchblutungsfördernd und wärmend wirken.
- Kältekompressen oder Quarkwickel können bei aktivierter Arthrose, Gichtanfällen und Verstauchungen mit geschwollenem und erhitztem Gewebe Schmerzlinderung bringen.
- Tägliche Mobilisationsübungen zur Verbesserung der Beweglichkeit können in Ihre Morgenroutine integriert werden. Es ist jedoch ratsam, vorher ärztlichen oder physiotherapeutischen Rat einzuholen.
Weitere Maßnahmen
Zu den weiteren Maßnahmen zählen beispielsweise medizinische Massagen, Akupunktur, Hyaluronsäure-Spritzen oder im letzten Fall eine Operation. Das übergeordnete Ziel ist jedoch in der Regel eine aktive Therapie mit Schwerpunkt auf Bewegung.17
Es ist auch wichtig, seelische Belastungen zu berücksichtigen, da sie zu Gelenkschmerzen führen können. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stressreduktion und Förderung eines positiven Denkens, von kleinen Entspannungsübungen bis hin zu fortgeschrittenen Techniken wie progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation, Yoga und autogenem Training. In einigen Fällen kann auch eine professionelle Unterstützung wie Psychotherapie und Schmerztherapie hilfreich sein.
Stand 06.2023
Diclofenac: Wissenswertes zum Wirkstoff und Anwendung
Der Wirkstoff Diclofenac wird häufig bei Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates eingesetzt. Neben seiner schmerz- und entzündungshemmenden Wirkung besitzt er außerdem fiebersenkende Eigenschaften. Wissenswertes zum Wirkstoff Diclofenac, Informationen zu möglichen Nebenwirkungen sowie aktuelle Anwendungsempfehlungen erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Diclofenac: Definition
Diclofenac ist ein Wirkstoff mit schmerzlindernden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Eigenschaften. Diclofenac gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika/ Antiphlogistika kurz NSAR.
Anwendungsgebiete von Diclofenac
Diclofenac wird in der Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Oft kommt Diclofenac bei Beschwerden des Bewegungsapparates zum Beispiel nach Sportverletzungen sowie bei akuten und chronischen Gelenkerkrankungen zum Einsatz.
Aufgrund seiner schmerzlindernden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Eigenschaften wird Diclofenac z.B. auch bei entzündlichen Infektionen des Ohrs, der Nase oder des Halses ausgelöst durch Erkältungen mit Fieber angewandt.
Bei welchen Schmerzen hilft der Wirkstoff?
Mit zunehmendem Alter klagen Menschen besonders häufig über Gelenkschmerzen, oftmals werden dabei Knieschmerzen angegeben. Häufig werden diese Gelenkschmerzen durch Schwellungen und Entzündungen ausgelöst. Eine plötzlich auftretende Gelenkentzündung wird als akute Arthritis bezeichnet, bei andauernden Entzündungen wird von einem chronischen Prozess ausgegangen. Diclofenac lindert Gelenkschmerzen und dämpft Entzündungen im Gelenk, indem es die Produktion körpereigener Schmerz- und Entzündungsstoffe hemmt.
Diclofenac Anwendungsgebiete im Überblick
- Muskel-, Sehnen- und Gelenkschmerzen
- Zerrungen, Prellungen und Verstauchungen
- Akute und chronische Gelenkerkrankungen wie Arthritis
- Gelenkentzündungen wie Rheuma oder Gicht
- Infektionserkrankungen aufgrund von Erkältungen mit Fieber
- Migräne
- Zahnschmerzen
- Menstruationsbeschwerden
NSAR: Nichtsteroidale Antirheumatika
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sind eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Sie werden auch als nicht steroidale Antiphlogistika oder NSAID (engl. = nonsteroidal antiinflammatory drugs) bezeichnet. Bekannte Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Diclofenac, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS).
Eine neuere Variante der NSAR sind die sogenannten COX-2-Hemmer wie Celecoxib oder Etoricoxib. Sie werden auch als Coxibe bezeichnet.1 Naproxen gehört ebenfalls zur Gruppe der NSAR und zeichnet sich durch seine langanhaltende Wirkungsdauer aus.

Welche Darreichungsformen stehen zur Verfügung?
Diclofenac ist als Arzneimittel in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, zum Beispiel als Tablette, Zäpfchen oder in Form von Retardkapseln, mit einer verzögerten und langanhaltenden Wirkung. Neben Diclofenac Tropfen, Tabletten zum Auflösen und Injektionslösungen stehen für die topische Anwendung (äußerlich aufzutragen) auch Gele, Sprays und Pflaster zur Verfügung. Gemäß Anwendungsgebiet und vorherrschenden Symptomen werden unterschiedliche Darreichungsformen und Stärken empfohlen.
Diclofenac Anwendungsempfehlung
Die Anwendungsempfehlung von Diclofenac richtet sich nach der Ursache der Beschwerden oder der Erkrankung. Je nach Darreichungsform und Stärke der Dosierung sind Arzneimittel mit dem Wirkstoff Diclofenac in Deutschland frei verkäuflich oder rezeptpflichtig. Dosierung und Zeitraum für freiverkäufliche Arzneien sollten so kurz wie möglich, nicht länger als vier Tage, gehalten werden.
Für eine bessere Verträglichkeit des Arzneimittels, sollte die orale Einnahme nicht auf nüchternen Magen erfolgen. Bei längerer Anwendung wird ein zusätzlicher Magenschutz empfohlen. Werden rezeptpflichtige Medikamente verschrieben, so entscheidet der behandelnde Arzt über die notwendige Dosierung und Einnahmedauer von Diclofenac. Nehmen Sie Diclofenac nicht länger ein als von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin empfohlen.
Diclofenac Wirkung
Diclofenac lindert Schmerzen und Entzündungen indem es bestimmte Enzyme (Cyclooxygenasen) hemmt. Diese Enzyme sind an der Bildung von Gewebshormonen, sogenannten Prostaglandinen, beteiligt. Prostaglandine verstärken die Schmerzwahrnehmung, fördern Entzündungsprozesse im Körper sowie die Entstehung von Fieber. Durch Hemmung der Prostaglandinsynthese reduziert der Wirkstoff somit Entzündungen und Schmerzen und wirkt zudem fiebersenkend.
Diclofenac Nebenwirkungen
Wie alle Medikamente birgt auch Diclofenac Risiken und mögliche Nebenwirkungen. Je nach Darreichungsform und Dauer der Anwendung kann der Wirkstoff Diclofenac zu unterschiedlichen Nebenwirkungen führen. Für genaue Informationen schauen Sie bitte in die entsprechende Packungsbeilage und halten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Apotheker.
Im Folgenden werden die wichtigsten Nebenwirkungen von Diclofenac erwähnt:
- Die orale Einnahme von Diclofenac führt sehr häufig zu Beschwerden, die den Magen-Darm-Bereich betreffen, wie beispielsweise Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall. Auch das Risiko für Magen-Darm-Blutungen kann sich erhöhen, insbesondere bei älteren Menschen oder Menschen mit Geschwüren in der Vorgeschichte.
- Ebenso ist das kardiovaskuläre Risiko bei systemischer Anwendung (Aufnahme des Wirkstoffes über den Blutkreislauf) erhöht. Das bedeutet, dass sich die Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Durchblutungsstörung zu erkranken, erhöht. Es ist wichtig, sich an die Empfehlungen des Arztes zu halten und etwaige Nebenwirkungen zu melden. Besonders ältere Menschen sollten sorgfältig hinsichtlich Nebenwirkungen überwacht werden.
- Im Bereich des Nervensystems kann die Einnahme häufig zu Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit führen, was im Straßenverkehr und bei der Bedienung von Maschinen berücksichtigt werden sollte.
Wie lassen sich Nebenwirkungen reduzieren?
Nebenwirkungen können reduziert werden, indem die niedrigste noch wirksame Dosierung über den kürzesten erforderlichen Zeitraum angewendet wird.
Diclofenac in der topischen Anwendung
Die Anwendung äußerlich aufzutragender Arzneimittel geht mit deutlich geringeren Nebenwirkungen einher als die orale Tabletteneinnahme. Daher kann z.B. bei lokaler Schmerztherapie aufgrund von akuten, stumpfen Sportverletzungen die topische Behandlungsform bevorzugt werden. Zu den Nebenwirkungen topischer Anwendungsformen zählen beispielsweise Hautrötungen, Juckreiz oder Brennen der Haut.
Diclofenac in Schwangerschaft und Stillzeit
Arzneimittel wie Diclofenac sollten in der Schwangerschaft und Stillzeit nur sehr kritisch und nach Rücksprache mit einem Arzt verwendet werden. Für das dritte Trimenon, die Zeit ab der 28. Schwangerschaftswoche, ist Diclofenac kontraindiziert.
Frauen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über die möglichen Risiken und Vorteile der Einnahme von Diclofenac sprechen und alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen. Laut Embryotox, einem unabhängigen Beratungszentrum für Arzneimittel in der Schwangerschaft, sind für das 1. und 2. Trimenon Ibuprofen und für die gesamte Zeit der Schwangerschaft Paracetamol besser geeignete Alternativen. Für die Stillzeit wird Ibuprofen als Mittel der Wahl unter den NSAR angesehen, wenn eine medikamentöse Therapie unumgänglich ist.2
Was versteht man unter medikamenteninduzierten Kopfschmerz?
Unter einem medikamenteninduzierten Kopfschmerz wird eine Kopfschmerzform verstanden, die durch einen übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln entstehen kann. Um einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz zu vermeiden, sollten Schmerzmittel nicht mehr als 10 Tage im Monat eingenommen werden.
Diclofenac Wechselwirkungen
Bei der Einnahme von Diclofenac ist es wichtig, auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu achten. Diclofenac kann mit verschiedenen Medikamenten, u. a. mit Blutverdünnern, Aspirin und bestimmten Blutdruckmedikamenten, in Wechselwirkung treten. Wirkung und Nebenwirkung können somit verstärkt oder abgeschwächt werden.
Bei bestimmten Arzneimitteln muss ein zeitlicher Abstand zur Diclofenac-Einnahme erfolgen. Diabetikern, die orale Antidiabetika einnehmen wird empfohlen, ihren Blutzuckerwert regelmäßig zu kontrollieren. Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker über alle Medikamente, die Sie einnehmen, bevor Sie Diclofenac verwenden. Es ist immer wichtig, dass Sie Ihren Arzt und Apotheker über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen, informieren, damit sie auf mögliche Wechselwirkungen achten können. Wenn Sie Fragen zu Diclofenac oder seinen Wechselwirkungen haben, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt oder Apotheker und beachten Sie die Packungsbeilage für genaue Informationen.
Wann darf Diclofenac nicht eingenommen werden?
Bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen ist Diclofenac kontraindiziert. Hierzu zählen unter anderem Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Diclofenac, schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen. Bei gastrointestinalen Blutungen und Reaktionen wie Asthma oder Bronchospasmen in der Vorgeschichte unter der Einnahme von NSAR, Magen- und Darmgeschwüre sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Durchblutungsstörungen, sollten ebenfalls geeignete Alternativen gefunden werden.
Hinweise zu Diclofenac
Dieser Beitrag zum Wirkstoff Diclofenac enthält nur allgemeine Informationen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker und lesen Sie die Packungsbeilage Ihres Medikamentes.
Stand 01.2022